Christian Riethmüller war seit Sommer 2021 Präsidiumsmitglied des VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Fans aus der Cannstatter Kurve hatten unlängst alle drei Präsidiumsmitglieder zum Rücktritt aufgefordert. Einer ist diesem Wunsch nun gefolgt – was extrem überraschend kommt.

Eigentlich war der Plan ein anderer. Gemeinsam mit Rainer Adrion hatte Christian Riethmüller zugesagt, auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart die Vertrauensfrage zu stellen. Ist er aus Sicht der Mitglieder noch der richtige für eines der drei Ämter an der Spitze des größten Sportvereins in Baden-Württemberg? Doch zu diesem Showdown Ende Juli kommt es nun nicht mehr.

Am Mittwoch erklärte der 49-Jährige seinen sofortigen Rücktritt, ist damit nicht mehr Präsidiumsmitglied des VfB Stuttgart e. V. und auch nicht mehr Mitglied des Aufsichtsrats der VfB Stuttgart AG.

In den vergangenen Wochen hatten vor allem die Fans aus der Cannstatter Kurve einen Rücktritt von allen drei Präsidiumsmitgliedern gefordert. Hintergrund ist die Zusage an den Investor Porsche, dass Claus Vogt das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der VfB AG abgibt. Der Präsident Vogt wollte sich wiederum nicht mehr an diese Zusage halten, kritisierte offen AG-Vorstand, Aufsichtsratskollegen und Investoren – und stand zuletzt im Zentrum der Kritik. Auch den Bruch mit Riethmüller hatte Vogt öffentlich gemacht. Die AG-Vorstände Alexander Wehrle und Rouven Kasper kritisierten daraufhin ihrerseits den Vereinschef massiv.

Christian Riethmüller war seit Sommer 2021 Präsidiumsmitglied

Seit seinem Rundumschlag im „Kicker“ hat sich Vogt nicht mehr öffentlich geäußert, keiner weiß, wie er mit Blick auf die Rücktrittsforderung und die kommende Mitgliederversammlung agieren wird. Zu Beginn der Woche wurde dem VfB auch ein Antrag eines Mitglieds auf ein Vereinsausschlussverfahren gegen den Clubchef zugestellt.

Riethmüller dagegen hat nun – offenbar genervt und zermürbt von den Verhältnissen beim VfB – hingeworfen. Gemeinsam mit Adrion hatte er zuletzt deutlich gemacht, dass die beiden nicht hinter einem Statement Vogts und des Vereinsbeirats stehen. Auch zuletzt hatte sich das Duo als Mehrheit im Präsidium geäußert – ohne Vogt.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Buchhandels Osiander aus Tübingen war einst im Dezember 2019 gegen Claus Vogt im Rennen um das VfB-Präsidentenamt angetreten. Damals unterlag er eher knapp. Im Juli 2021 wurde er dann auf der Mitgliederversammlung in Vogts Präsidium gewählt. Die beiden eckten aber immer an. Im VfB-Präsidium ändern sich die Machtverhältnisse nun wieder. Im Aufsichtsrat war Riethmüller eines von elf Mitgliedern.