350 000 Euro will die Stadt in die Möblierung der Marktstraße investieren. Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Für 600 000 Euro soll die Cannstatter Altstadt neu möbliert und aufgewertet werden. Geplant ist zudem ein Passantenleitsystem.

Bad CannstattDie Marktstraße samt den angrenzenden Gassen ist einzigartig in der Landeshauptstadt. Allerdings ist das städtebauliche Juwel in die Tage gekommen und soll optisch aufgewertet werden. Wie das aussehen könnte, darüber wurden Anwohner, Hausbesitzer und Einzelhändler beim Info- und Ausspracheabend im Verwaltungsgebäude am Dienstag informiert. Mehr noch, sie konnte ihre eigenen Ideen zu einer neuen Möblierung und zu dem geplanten Fußgängerleitsystem einbringen.

„Der Zustand der Markstraße tut weh“, nahm Gerhard-Lambert Oediger vom Amt für Stadtplanung und Wohnen bei der Begrüßung der gut 30 Besucher kein Blatt vor den Mund. Hier sei die Stadt dringend gefordert, etwas dagegen zu unternehmen. „Grundlage ist unser Handlungskonzept, das wir jetzt systematisch abarbeiten wollen“, so der Experte. Der Vorteil: „Wir haben nicht nur die Ideen, sondern auch die finanziellen Mittel, diese umzusetzen.“ 600 000 Euro aus dem Investitionsfonds „Stadtteilzentren konkret“ stehen zur Verfügung. 350 000 Euro sollen für eine neue Möblierung verwendet werden, 250 000 Euro für ein Leitsystem, das Besucher zu den kulturell und historisch bedeutsamen Einrichtungen lenken soll. Die restlichen 50 000 Euro sollen in die Revitalisierung von Ladenlokalen in den Geschäftsstraßen fließen.

Wie das Geld verwendet werden könnte, darüber wurde der Bezirksbeirat bereits Anfang Dezember informiert. Frieso Gauder von g2-Landschaftsarchitekten, Sieger eines kleinen Wettbewerbs, plant für die Marktstraße samt Marktplatz ein individuelles Banksystem, das ausbaubar ist und einen starken Wiedererkennungswert schaffen soll. So sind Ausführungen als reine Hockerbank, mit Rückenlehne oder Armlehnen möglich. Die Pflanzkübel passen sich gestalterisch an und sind ebenfalls aus Holz. „Ziel ist, die Standorte zu bündeln – es sind keine Einzelbänke vorgesehen“, betonte Frieso Gauder. An Platzaufweitungen wie dem Thaddäus-Troll-Platz, der Aufweitung am Erbsenbrunnen und dem Jakobsbrunnen seien punktuell Drehstühle mit Rückenlehne oder Hocker vorgesehen. „Spiel- und Fitnesspunkte können wir uns an der Stadtkirche sowie am Platz des Jakobsbrunnens gut vorstellen“, so der Landschaftsarchitekt. Vorgesehen sind auch Stehtische, an denen beispielsweise in der Mittagspause das Essen eingenommen werden kann. „Diese sind in anderen Städten sehr beliebt.“ Vorgesehen ist ein modulares System aus robuster, nicht behandelter Holz-/Stahlkonstruktion, wobei die Sitzbänke auf den Belag aufgeschraubt und die Elemente bei Bedarf einfach demontiert werden können.

250 000 Euro für Leitsystem

Neben der neuen Möblierung der Fußgängerzone stellte Herwig Schneider, Geschäftsführer von „design und mehr“ das künftige Fußgängerleitsystem für die gesamte Cannstatter Innenstadt vor. Die Kosten: 250 000 Euro. Als Vorbild dient das Leitsystem der Stuttgart Innenstadt, das für die Fußball-WM 2006 installiert worden war. „Allerdings verwenden wir das für Cannstatt typische Rot als zentrale Farbe“, so Schneider. Auch seien die Stelen mit der Kanne versehen. Sie sollen mit den bereits vorhandenen Wegweisern des Vereins Die Altstadt Bad Cannstatt harmonieren. Gewerbliche Ziele sind darauf nicht zu finden, sondern nur kulturelle. An einzelnen Wegweisern, den Hauptinformationen, sind zudem Übersichtspläne und ein Stadtplan vorgesehen. „Der kann so gestaltet werden, dass er für Sehbehinderte ertastbar ist“, so Schneider. Was die Umsetzung der Maßnahmen angeht, so hofft Oediger ,noch in diesem Jahr die endgültigen Pläne im Bezirksbeirat vorstellen zu können. Gibt der dann grünes Licht, so soll 2021 begonnen werden.

Wie schon der Bezirksbeirat, zeigten sich auch die gut 30 Besucher des Infoabends angetan von dem Maßnahmenpaket. Allerdings wurden auch weitere Wünsche geäußert und Ideen eingebracht. Generell wurde mehr Grün, Spielmöglichkeiten für Kinder und Abfallbehälter gefordert. Auch sollten weitere Fahrradbügel in der Marktstraße, insbesondere im Bereich des Erbsenbrunnens, installiert werden. Bei der Beleuchtung wurde Wert auf „warmes Licht“ gelegt.

Großen Handlungsbedarf sieht man beim Thaddäus-Troll-Platz. Der wird heute illegalerweise überwiegend als Parkplatz genutzt. Eine Unsitte, die durch eine entsprechende Möblierung verhindert werden sollte. Auch lässt das Erscheinungsbild der Marktstraße am Wilhelmsplatz zu wünschen übrig und soll entrümpelt werden. Was das Leitsystem angeht, so soll die direkte Wegeführung nicht über die Seelberg- sondern durch die Bahnhofstraße erfolgen. In diesem Zusammenhang wurde wieder einmal der Ruf nach einem Parkleitsystem laut.

Bei allen Besuchern des Infoabends stand zudem das Thema „neuer Belag für die Markstraße“ ganz oben auf dem Wunschzettel. Doch den kann die Stadt – bis auf weiteres – nicht erfüllen. „Eine umfassende Sanierung kostet einen zweistelligen Millionenbetrag“, sagte Gerhard-Lambert Oediger. Zudem habe die Stadt perspektivisch noch ganz dicke Bretter zu bohren. Neben dem Wilhelmsplatz steht hierbei auch das Bahnhofsviertel auf der Agenda. Das soll bekanntlich im Zuge der Fußball-EM 2024 auf Vordermann gebracht werden.